In diesem Jahr blickt der Spiel- und Sportverein 1920 Boppard e.V. auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Wegen der Corona-Beschränkungen sind die geplanten Jubiläumsveranstaltungen auf das kommende Jahr verschoben. „Rund um Boppard“ veröffentlicht in den kommenden Wochen „100 Jahre SSV Boppard“, zusammengestellt von Helmut Biller, Niko Neuser und Norbert Neuser.
 
Teil 1: Gründung des Vereins 1920 bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges

Viele Höhen, viele Tiefen, aber immer die Hoffnung auf bessere Zeiten. Seit 1920 steht der SSV Boppard beim Fußball in dieser Stadt für große Erfolge, aber auch für herbe Enttäuschungen. Als der Verein 1920 gegründet wurde, war der Fußballsport in Deutschland gerade populär geworden. Zu den Gründungsvätern des Bopparder Fußballsportvereins (FSV), wie der SSV damals hieß, gehörten neben Ingenieur Wilhelm, der auch den Vorsitz übernahm, Josef Hewel, Philipp Noll, Kaspar Hilgert, Hans Hommen, Rudolf Koelges, Jockel Esper, Martin Mohr und Clemens Steiner. Zunächst spielte man auf dem Sportplatz am Gymnasium, der jedoch bald für den Spielbetrieb gesperrt wurde. Dennoch war der Idealismus im neugegründeten Verein so groß, dass man, da in Boppard keine Möglichkeit mehr bestand, trotz großer finanzieller Belastung und unendlicher Mühen auf auswärtigen Plätzen spielte. Der zwischenzeitliche Versuch, auf dem Gelände des Grapenhofs in Selbsthilfe einen eigenen Platz zu planieren, wurde schnell wieder aufgegeben. Hauptgrund dafür war, dass es 1923 gelang, die Genehmigung zum Ausbau des „Alten Friedhofes“ als Sportplatz zu erhalten. In mühevoller Kleinarbeit wurde das Gelände in Eigeninitiative hergerichtet. Das Platzproblem war nun aber für lange Zeit gelöst. Die sportliche Entwicklung erreichte in den Jahren nach 1931 einen Höhepunkt: Von 1931 bis 1934 spielten die Bopparder zusammen mit Vereinen wie TuS Neuendorf, SV Niederlahnstein, SC Oberlahnstein und FC Metternich in der höchsten Spielklasse des Westdeutschen Fußballverbandes. Leider stiegen sie 1934 wieder ab. Ein Höhepunkt der erfolgreichen Jahre war das ehrenvolles 2:2-Unentschieden vor mehr als 1000 Zuschauern gegen den mehrmaligen Landesmeister Union Luxemburg, die mit 5 Nationalspielern an Ostern 1934 auf dem heimischen Fußballplatz in Boppard angetreten waren. Die lokale Presse war voll des Lobes über eine Klasseleistung und sah „ein schönes und schnelles Freundschaftsspiel. Breitbach im Tor war ausgezeichnet, und Boppard konnte (nach einer 2-ToreFührung) nur unter Aufbringung aller Kraft und unter Hinzunahme allen Eifers dieses Unentschieden retten.“ Am 1. September 1937 wurde im Gasthaus „Winzerverein“ die Vereinigung der beiden Sportvereine TG 1892 Boppard und des Bopparder Fußballsportvereins auf Druck des damaligen NS-Regimes vollzogen. Zu einem „legendären“ Freundschaftsspiel kam es am 2. Januar 1938. Aus ehemaligen Spielern des „FSV“ hatte sich eine AlteHerren-Mannschaft formiert, die auf die aktuelle Stammelf der Turn- und Sportgesellschaft traf. Spielleiter war Franz Görg. Das Spiel gewann die, so die Presse, „junge Meisterelf durch bessere Körperkonstitution nach vielem und schönem Kampf“ in einem torreichen Spiel mit 6:4 Toren. Und vorher: „Ganze Fässer Bier und Wein sind verwettet worden.“ Unter den zahlreichen Zuschauern war auch „Protektor“ Franz Adolf Lorenz sowie Pressefotograf Karl Daiber. Schon damals war der Jugendfußball eine starke Säule des Vereins. Am 29. März 1936 zitierte die Presse beim 7:2-Sieg des „Sorgenkindes“ 2. Mannschaft: „… zumal der Kampf mit einigen Leuten der Jugendmannschaft durchgeführt wurde. Aber nicht Ersatz waren diese, sondern eine beträchtliche Verstärkung für unsere 2. Elf.“ Erwähnenswert sind auch die damaligen politischen Einflüsse auf den Sport. So ist beispielweise in den sorgfältig geführten Protokollbüchern folgendes aus dieser Zeit dokumentiert: 29.3.1936: Spielfrei für alle Mannschaften, da der FSV Boppard geschlossen an dem Treuebekenntnis zum Führer teilnimmt. Bei dem abendlichen Fackelzug war der FSV mit 38 Teilnehmern der stärkste zivile Verein, Standartenträger und Begleiter im Dress. 20.3.1938: Anlässlich der Reichstagsrede des Führers spielfrei! In der Saison 1938/1939 gelang der sportliche Wiederaufstieg der 1. Mannschaft. Allerdings wurde aufgrund des Kriegsausbruchs nur noch ein einziges Spiel gegen den TuS Neuendorf bestritten, das mit 1:4 verloren ging. Vor Beginn dieser Saison schrieb das „Nationalblatt“: „… Auch diese Einheit hat nicht unverdient den Aufstieg geschafft. Sie zählt zu den Mannschaften, die schon jahrelang einen guten Fußball spielen und vor allem zu Hause eine Mannschaft sind, die nicht so leicht aus dem Sattel gehoben wird. In der kommenden Saison haben die Bopparder ebenfalls Gelegenheit, gegen spielstarke Mannschaften ihr Können zu beweisen …“